Was ist eine Bluterkrankung?
Blut ist unser „Lebenssaft“. Es besteht aus flüssigen (Blutplasma) und aus festen Bestandteilen (Blutkörperchen), die allesamt lebenswichtige Aufgaben erfüllen. Ist nur eine dieser Funktionen oder die Zusammensetzung der Blutbestandteile aus dem Lot, kann das mitunter schwerwiegende Folgen für unsere Gesundheit haben.
Nicht alle Erkrankungen des Blutes müssen bösartiger Natur sein, also die Schreckensdiagnose „Krebs“ bedeuten. Es gibt auch zahlreiche gutartige, sogenannte „benigne“ Erkrankungen des Blutes, die zwar die Lebensqualität beeinträchtigen können, aber in den überwiegenden Fällen gut behandelbar sind.
Gutartige (benigne) Erkrankungen des Blutes
Anämien
Von einer Anämie spricht man, wenn der Anteil an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Blut zu gering ist und/oder es zu wenig roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) enthält. Hämoglobin ist ein Eiweiß und Teil der roten Blutkörperchen, der die Fähigkeit hat, Sauerstoff zu binden und ihn in jede Zelle des Körpers zu transportieren. Ein Mangel an diesen Blutzellen hat somit eine Unterversorgung der Gewebe mit Sauerstoff zur Folge.
Geringes Level an Hämoglobin
Normales Level an Hämoglobin
Hohes Level an Hämoglobin
Eine andere Bezeichnung für Anämie ist auch Blutarmut, oder im Volksmund „Blutmangel“. Letzteres ist irreführend, da die Gesamtmenge an Blut nicht verringert ist.
Menschen, die an einer Anämie leiden sind blass, müde und abgeschlagen. Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwäche und Schwindel sind weitere Anzeichen von Blutarmut. Ist der Sauerstoffmangel im Blut sehr ausgeprägt, können auch Atemnot und Kollaps auftreten.
Eine häufige Ursache für eine Anämie ist ein Eisenmangel, wodurch nicht ausreichend Hämoglobin gebildet werden kann. Auch Blutverlust oder zu wenig Vitamin B12 oder Folsäure können Grund für eine Anämie sein. Es gibt aber auch angeborene Formen von Anämien, wie etwa die Sichelzell- und die Kugelzellanämie oder Thalassämie.
Die meisten Anämien können durch einfache Therapien kuriert werden. Nur die „aplastische Anämie“, eine sehr seltene und schwere Autoimmunerkrankung, bei der auch weiße Blutkörperchen und Blutplättchen betroffen sind, braucht mitunter sogar eine Stammzellentransplantation.
Blutgerinnungsstörungen
Blutgerinnung (Hämostase) ist ein hochkomplexer und lebenswichtiger Vorgang. Sie gewährleistet zum einen, dass das Blut flüssig bleibt und im Körper zirkulieren kann. Zum anderen werden bei Verletzungen Blutungen gestillt, indem Blutplättchen verklumpen und die Wunde verschließen.
Ist die Blutgerinnung gestört, ist das Blut entweder zu dickflüssig oder die Blutung zu stark, je nachdem, ob die Aktivität des Gerinnungssystems zu hoch ist oder die Blutgerinnung zu langsam funktioniert.
Ist die Blutgerinnung zu stark, wird das Blut dickflüssiger und es besteht die Gefahr, dass sich Gerinnsel in den Blutgefäßen bilden, die sie verstopfen können (Thrombose). Je nachdem wo sich das Gerinnsel bildet, droht eine Embolie – das Blutgerinnsel löst sich und ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall oder eine Lungenembolie kann die Folge sein.
Ist die Gerinnung zu schwach, blutet man bereits bei kleinsten Verletzungen und die Blutung lässt sich nur schwer wieder stillen. Die bekannteste Form einer zu schwachen Blutgerinnung ist die Bluterkrankheit Hämophilie. Eine weitere Erkrankung, die in diese Einteilung fällt, ist die Autoimmunerkrankung Immunthrombozytopenie (ITP).
Blutgerinnungsstörungen sind entweder angeboren oder erworben. Eine Hämophilie beispielsweise ist durch einen Fehler im Erbgut genetisch bedingt. Eine Thromboseneigung hingegen ist häufig eine Folge von Erkrankungen, ungesundem Lebensstil (Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel etc.) oder einer Schwangerschaft.
Eisenüberladung (IOL – Iron Overload)
Im gesunden Körper sind Eisenzufuhr und -verlust ausgeglichen. Die Ausscheidung von Eisen kann nicht aktiv vom Körper reguliert werden, sondern geschieht passiv zum Beispiel über das Ablösen alter Zellen. Überschüssiges Eisen kann der Körper nicht speichern. Sind die Depots voll, lagert es sich in den Organen ab. In freier, das heißt ungebundener Form, ist Eisen sehr aggressiv und schädigt die Zellen lebenswichtiger Organe. Im Laufe der Zeit zerstört es das gesunde Organgewebe, das durch Narbengewebe ersetzt wird (Fibrose). Dadurch wird die Funktion des betroffenen Organs immer weiter eingeschränkt, bis es im schlimmsten Fall zu einem Organversagen kommt.
Diese Organschäden betreffen in erster Linie das Herz, die Leber, Gelenke sowie Gewebe der Bauchspeicheldrüse oder der Schilddrüse. Mögliche Folgen sind zum Beispiel Herzmuskelerkrankung und Leberzirrhose.
Ein krankhaft erhöhte Eisenspiegel ist meist angeboren, kann aber auch erworben sein, wie etwa als Folge einer Bluttransfusion.
Gutartige Lymphome
Ein Lymphom ist eine Vergrößerung beziehungsweise Schwellung der Lymphknoten und kann gut- oder bösartig sein. Insgesamt gibt es über 100 unterschiedliche Formen von Lymphomen.
Gutartige Lymphome sind Zeichen einer Infektionserkrankung. Die Schwellungen treten auf, wenn der Körper gegen eine Infektion ankämpft, wie etwa gegen eine harmlose Erkältungskrankheit oder eine schwerwiegendere virale oder bakterielle Infektion durch Borrelien-Bakterien (übertragen durch einen Zeckenstich), dem HIV- oder dem Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsen Fieber). Für die Abwehr der krankmachenden Keime produziert der Körper vermehrt Lymphozyten, eine Unterart der weißen Blutkörperchen. Vergrößerte Lymphknoten sind in diesem Fall also Zeichen dafür, dass das Immunsystem seiner Aufgabe nachkommt.
Klassische Symptome bei gutartigen Lymphomen sind druckempfindliche und schmerzhafte Schwellungen der Lymphknoten, die sich verschieben lassen, sowie Fieber. Klingt die Infektion ab, gehen auch die Schwellungen sowie die erhöhte Temperatur wieder zurück. Die Therapie konzentriert sich auf Behandlung der Infektion. Das Lymphom selbst wird nicht therapiert.